Tja, die hohe Warte hat lange warten müssen, bis ich endlich ihren Gipfel erklommen habe. Doch diesen Samstag war es dann endlich so weit. Wir haben uns für diese Tour für den Weg über die Seegrube entschieden. Start war also nach der Fahrt mit der Bahn von der Seegrube aus. Freizeitticket musste davor noch besorgt werden – lange angestanden.
Erst einmal geht es Richtung Brandjoch. Anfangs muss man schauen, dass man die richtige Höhe erwischt. Zu weit oben geht es auf den Frau Hitt Sattel, zu weit unten gelangt man in Richtung Höttinger Alm – also den in der goldenen Mitte. Markierungen sind genügend vorhanden. Wer glaubt jedoch hier auf einen gemütlichen Steig zu spazieren hat sich geirrt. Nicht, dass hier schon geklettert werden muss, aber ein Gefühl für’s Karwendel sollte man bereits hier schon haben, denn auch die eine oder andere Seilversicherung ist hier nicht fehl am Platz und man merkt (auch wenn einem das Inntal zu Füßen liegt), dass man im alpinen Bereich unterwegs ist.
Gelangt man dann zum Brandjochboden wird es wieder gemächlicher und weiter gehts kurz bergab und wieder gerade aus. Bis hierher hat man noch nicht wirklich viele Höhenmeter gemacht (glaubt man zumindest), sie läppern sich dennoch zusammen und man darf die Strecke auch nicht unterschätzen.
Dass wir hier beim ‘Schneekarl’ stehen hat mir nur die Alpenvereinskarte verraten. Die Kompasskarte schweigt sich darüber aus. Ab hier beginnt es jedoch bergauf mit uns zu gehen. Ein feiner Steig, der immer wieder auch mit Wiesen gesäumt ist, weist uns den Weg. Auch Gämse lassen sich hier auf dieser einsamen Wanderung vermehrt blicken. Es scheint jedoch so, als ob sie die einzigen Bergkameraden sind und dieser Gipfel nur selten Besuch hat. Nur zwei Artgenossen beobachten wir beim Abstieg.
Jedenfalls werden bald die Stöcke in den Rucksack gepackt. Denn ab sofort greifen die Hände vermehrt auf Felsen.
Auf Almenrausch verspricht man leichte Kletterei im Grad von 1+, wir sind gespannt. Und es ist tatsächlich so. Ein kleines aber feines Stück darf ein wenig geklettert werden und so erreichen wir auch in Kürze den Grat (oder Kamm) welcher nach Westen zum kleinen (aber höheren) Solstein zeigt und nach Osten zu unserem Ziel. Aufpassen muss man nur, dass einen der Wind nicht runter weht, denn dieser hat sich mittlerweilen in einer gewissen Stärke zu uns gesellt.
Das Ziel in greifbarer Nähe lassen wir uns vom Wind quasi hinauftragen. Oben angekommen haben wir einen herrlichen Blick über das Karwendel weiter bis nach Bayern, zur Zugspitze usw. wobei der Blick nach Süden uns nur das Inntal zeigt, da die restliche Bergwelt zu sehr in Wolken gehüllt ist.
Trotz des Windes bleiben wir verhältnismäßig lange am Gipfel, weil es uns einfach so gut gefällt und wir Bekleidungs technisch recht gut ausgerüstet sind um nicht zwecks Kälte sofort wieder abzusteigen. Außerdem geben die Wolken eine wirklich gute Kulisse.
Doch auch das schönste Stück hat irgendwann seinen letzten Akt. Das klingt aber jetzt eher wie eine Wanderung mit bitterem Ende. Doch trotz eines kleinen Zwischenfalls, dass der Wind Ninas Rucksack fast den Berg hinuntergeweht hat und sie ihm gleich hinterher springen wollte, blieben wir unversehrt. Was ich damit eigentlich sagen wollte ist, dass irgendwann Schluss ist und wir auch mal den Heimweg antreten müssen, und dieser war laaaang. Anfangs noch gleich wie bergauf doch dann ab Brandjochboden Richtung Achselbodenhütte weiter zur Höttinger Alm, Einkehr (die sollten mal das Huber Bier gegen ein anderes tauschen – sonst einfach herrlich hier) und weiter über die fast neue Umbrüggler Alm zur Hungerburgbahn. Klingt kurz – war es aber nicht. Knappe 17 km vom Gipfel bis zum Auto, das hat es in sich und die Beine spürt man danach.
Gratuliere euch Axi, ich kenne die Strecke, die ist nicht ohne.
Berg Heil!
Rainer