Der Pitz Alpine (englisch gesprochen Älpein, man ist ja international) fand heuer 2017 zum vierten Mal statt. Meine Wenigkeit ist dieses Jahr bereits das dritte Mal am Start. In den Jahren 2015 und 16 beim P26 (die 26 steht für die Anzahl der Kilometer) wagte ich es heuer, die Marathondistanz in Angriff zu nehmen. Hierbei gibt es zwei Ausführungen: Einmal jene, welche über den Gletscher geht (P42 Glacier) und einmal jene, welche zweimal auf den Rifflsee führt (P42 Rifflsee). Ich entschied mich für den Gletscher. Vorweg sei gesagt, dass sowohl meine Uhr, als auch das von der Homepage der Veranstaltung heruntergeladene gpx-File eine längere Distanz aufweist: das gpx-File zeigt 46 km und meine Uhr 47. Und auch ein anderer Teilnehmer schrieb auf instagram: [….] bin super zufrieden bei dem Monster (47k mit 3000hm) mit 8:21 gefinisht zu haben […] Also scheinen die 42km nur ein Anhaltspunkt zu sein, damit es eben klingt wie ein Marathon.
Wir sind natürlich bereits am Vortag angereist und nächtigten wie die beiden vorigen Male im Hotel Rifflsee welches sich nicht mal fünf Gehminuten vom Start entfernt befindet. Natürlich ein großer Vorteil bei dem diesjährigen Rennen, ging ich mit 110 weiteren männlichen Kontrahenten bereits um 05:00 Uhr in der Früh an den Start. Bei der Ankunft erst mal die Startnummer und das Starter-Paket holen so wie den Ausrüstungscheck erledigen. Ich muss hier meine Enttäuschung kund tun. Ich bin es von anderen nicht so groß aufgezogenen Events gewohnt, ein gut gefülltes Paket zu erhalten. Meine Startgebühr betrug immerhin knappe fünfzig Euro und da erwartet man sich doch ein wenig mehr als nur starten zu dürfen. Im Paket befand sich eine kleine Tube Sonnencreme und ein kleines Duschgel. Die Gutscheine und dergleichen wandern bei mir meist direkt in den Müll (fünf Euro ÖBB-Gutschein???) Wenn ich dies vergleiche mit dem Halbmarathon Hall-Wattens mit knappen dreihundert Teilnehmern – ca. 1000 beim PAGT17 – dann wundert mich das schon ein wenig. Es gab auch ein Athletenfrühstück für die Frühstarter (P100, P85 und P42-Glacier), welches mit zusätzlichen € 10,– meine Geldtasche belastete.
Aber nun zum Eigentlichen: dem Rennen. Um halb fünf stand ich beim erneuten Ausrüstungscheck bereit. Es sind bei solch einem Rennen einige Dinge einfach Pflicht, wie z.B. lange Hose, Jacke, Regenhose, – jacke und für diesen Lauf noch zusätzlich Spikes. Wie vom Veranstalter vorgeschlagen entschied ich mich die Snowline Spikes Chainsen Light von der Firma Koch Alpin zu kaufen und ich muss sagen, sie sind jeden Cent wert: Leicht, schnell anzubringen, stabil und geben auf dem Eis einen unglaublichen Halt [Werbung Ende ;o)]
Um fünf Uhr fällt dann endlich der ersehnte Startschuss. Ich halte mich wie immer im Hintergrund. Ich habe es mittlerweile gelernt nicht beim Start mit der vordersten Front loszupreschen, sondern von Anfang an gemütlich mein Tempo zu laufen, ganz egal wie viele an mir vorbei rennen. Erstmal geht es gemütlich flach los, ehe uns die Steigung Richtung Mittagskogel führt. Hier fängt dann auch mein Terrain an: steil bergauf. Also überhole ich mal so ein paar Läufer und Läuferinnen. Kostet Kraft – viel Kraft, aber ich habe nicht vor unter 1000 hm pro Stunde zu machen. Da muss ich also durch und nach einer Stunde und fünfundvierzig Minuten habe ich den höchsten Punkt meines Rennens auf 3.079m erreicht.
Dann geht es erstmal wieder bergab und es heißt dann auch bald die Snowline Spikes Chainsen Light auf die Schuhe zu schnallen. Eine Läuferin fragt die dort stehenden – ich würde mal sagen “für die Sicherheit verantwortlichen” – Bergretter, ob sie zwingend die Spikes montieren müsse. Nein, zwingen wird sie keiner, doch sie wird darauf aufmerksam gemacht, dass sie ohne diese Dinger nicht weit kommen wird und es leichtsinnig ist, sie nicht zu benutzen. Sie entschied sich, ohne weiter zu laufen. Ein Bergretter erwähnt kurz nach dem sie los gelaufen ist, dass er ihr maximal 100m gibt (Wort wörtlich sagte er: “bis zum Schild”). Es war nicht mal so weit und sie blieb stehen und schnallte sich die Dinger auf die Schuhe.
Ich muss sagen, diese Überschreitung machte mir Spaß und die Dinger an den Schuhen geben auch wirklich unglaublichen Halt. Gleich nach dem man wieder auf das normale Schuhwerk umschwenkte ging es bergauf und weiter zur Braunschweiger Hütte. Von da an über teils – sagen wir mal – alpines Gelände ritten wir hinunter. Kurz wurde es von einem Forstweg unterbrochen, wo wir uns erst einmal orientieren mussten, wo es lang geht. Hier rauschte auch ein gewaltiger Bach über die Felsen talwärts welches ein tolles Schauspiel darstellte.
Nach drei Stunden und dreißig Minuten erreichte ich wieder Mandarfen und durfte wieder meinen Kohlenhydratspeicher und die Wasserflaschen auffüllen. Der Zeitpunkt war gerade noch richtig um den Bulk vom Start um neun Uhr aus dem Weg zu gehen. Um diese Zeit starten nämlich zugleich P15, P26 und P42-Rifflsee wodurch es gleich am Anfang zu einem Stau am steilen Stück hinauf zur Sunna-Alm kommt. Diesen bin ich somit umgangen und die ersten Läufer vom P15 und P26 holten mich ‘erst’ kurz vor der Alm ein. Hier tankte ich nochmal Energie, doch wie sich später heraus stellte zu wenig.
Von der Sunna-Alm bis zum Taschachhaus sind es ungefähr vierzehn Kilometer so wie ca. tausend Höhenmeter. Zuerst geht es mal um den Rifflsee herum, dann weiter über den Offenbacher Höhenweg zum Ploder See und dann den Fuldauer Höhenweg weiter. In der Höhe vom Vorderen Köpfl ist noch mal ein ‘zahniger’ Anstieg zu meistern, der sogar mit Stahlseilen gesichert ist. Auf alle Fälle ist mir bald nach der Alm aufgefallen, dass mir die Kraft ausgehen wird. Ich schmiss mir ein Powergel ein welches mich noch über die nächste halbe bis dreiviertel Stunde rettete, danach war Schluss mit lustig. Ich hatte keinen Riegel mit und sonst auch nichts Essbares dabei. Auch die Softflasks mit einem Liter Flüssigkeit erwiesen sich als nicht ausreichend. Die Bäche, die so von oben herunter kommen, luden aufgrund des Almbetriebs in dieser Gegend nicht zum Auffüllen der Flaschen ein. Ich konnte mich jedoch von den beiden letzten Malen erinnern (beides Mal den P26 und somit diese Strecke schon gelaufen), dass ein oder zweimal ein trinkbares Wasser irgendwo herunter rauschte. Doch bis dahin dauerte es noch ziemlich lang und mein Magen verkrampfte sich zunehmend und lies nicht einmal mehr Wasser zu. Er wollte was Essbares.
Nach drei Stunden und dreißig Minuten erreichte ich endlich mit großer Erleichterung das Taschachhaus. Wenn man vorher bereits vier Stunden gelaufen ist, kommt man diese Strecke einfach nicht ohne Kräftigung und etwas Trinkbarem durch. Ich meine schon, aber mit Ach und Krach. Vor allem hat mein Körper nicht wirklich viel Reserven von denen er zehren könnte. Ich versuchte für meine Verhältnisse langsam zu essen und so viel Flüssigkeit wie möglich aufzunehmen. Noch neun Kilometer waren es bis zum Ziel und die musste ich noch überstehen. Der Steig am Anfang machte mir noch einige Probleme, da ich einfach meine Füße nicht mehr heben wollte um Kraft zu sparen. Erst als endlich der Forstweg begann rollte es wieder einigermaßen und ich lief (teilweise sogar wieder unter sechs Minuten pro Kilometer) bis zum Ziel ohne Pause durch und erreichte dieses nach neun Stunden und sechzehn Minuten. Als zwölfter in meiner Klasse (von 30) und 54. unter allen Männern (111) konnte ich dennoch zufrieden sein. Es waren somit zwar einige vor mir jedoch noch ganz viele hinter mir 🙂 und ich glaube ich kann zurecht stolz auf mich sein, dass ich mit meinen 46 Jahren meinen ersten Marathon (mit 47 km) mit knappen dreitausend Höhenmetern bestanden habe. Ein ganz, ganz großes Danke auch an Nina, die mich trotz ein wenig Stress mit unserer vier Wochen alten Tochter Paula Lucia, nicht alleine stehen gelassen hat. Dickes Bussal!!!
Fazit:
Na was soll ich sagen: etwas lief falsch. Ich hab mir etwas über acht Stunden vorgenommen und diese nicht erreicht. Und nach dem Lauf ist natürlich vor dem Lauf und so freue ich mich jetzt schon auf das nächste Jahr, wo wir dann hoffentlich auch schon einen Babysitter haben, damit Nina auch eine Strecke mitlaufen kann 🙂
Noch was zum Veranstalter:
- ein etwas größeres Starterpaket wäre cool. Man erwartet vom Wirt dessen Hütte man zwanzig mal im Jahr besucht nicht, dass er einen mal auf einen Schnaps einlädt, aber es kommt verdammt gut beim Gast an. So als Metapher 😉
- legt den Startpunkt vom P15, P26 und P42-Rifflsee endlich auseinander. Der Stau geht vielen tierisch auf den Keks – nicht nur mir denn ich war diesmal ja gar nicht betroffen.
- das mit dem Livetracking bekommt ihr sicher auch noch besser hin 🙂
- ansonsten: coole Veranstaltung und tolle Strecken.
- ich komme wieder!!!
p.s. Fotos vom Zieleinlauf oder ähnliche folgen noch (sportograf)
Gratulation axi….
Super!
Toll geschriebenen!